Was früher wie Zukunftsmusik klang, ist heute greifbar nah: Selbstfahrende Autos sind längst keine Fantasie mehr. In Ländern wie den USA oder China gehören erste Tests bereits zum Alltag – mit autonomen Taxis, Lieferfahrzeugen und Shuttles. Aber wie sieht die Situation in der Schweiz aus? Wie weit ist die Technologie hierzulande, und was steht ihrer Einführung noch im Weg? In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, wann selbstfahrende Autos auch auf Schweizer Strassen Realität werden könnten – und welche rechtlichen, technischen und gesellschaftlichen Fragen dabei noch zu klären sind.
Was sind selbstfahrende Autos überhaupt?
Autonome oder selbstfahrende Autos nutzen eine Kombination aus Sensoren, Kameras, Radar und GPS, um sich eigenständig im Strassenverkehr zurechtzufinden – ganz ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Je nachdem, wie viel das Fahrzeug dabei selbst übernimmt, unterscheidet man zwischen fünf verschiedenen Stufen des autonomen Fahrens.
- Stufe 0: Kein automatisiertes Fahren
- Stufe 1–2: Fahrerassistenz (z. B. Tempomat, Spurhalteassistent)
- Stufe 3: Teilautonom – das Fahrzeug kann in bestimmten Situationen selbst fahren
- Stufe 4: Hochautonom – das Fahrzeug übernimmt fast vollständig die Kontrolle
- Stufe 5: Vollautonom – kein Fahrer notwendig, kein Lenkrad mehr
Der Stand in der Schweiz
In der Schweiz stecken wir derzeit noch mitten in der Übergangsphase zwischen Stufe 2 und 3 des autonomen Fahrens. Viele neue Autos kommen heute schon mit smarten Fahrassistenzsystemen – sie können automatisch einparken, den Abstand zum Vordermann halten oder die Spur korrigieren. Das macht das Fahren bequemer und sicherer, ersetzt aber noch längst nicht den Menschen am Steuer. Der Fahrer bleibt verantwortlich und muss jederzeit eingreifen können.
Was passiert aktuell?
In Städten wie Sitten (Wallis) oder Zug sind bereits erste autonome Shuttle-Projekte im Einsatz. Auch wenn diese sich auf klar abgegrenzte Bereiche beschränken, zeigen sie: Das Interesse an fahrerlosen Lösungen wächst – besonders im öffentlichen Verkehr.
Auch auf Bundesebene tut sich etwas: Das ASTRA (Bundesamt für Strassen) arbeitet aktiv daran, den rechtlichen Rahmen für Testfahrten mit hochautomatisierten Fahrzeugen zu schaffen. Ziel ist es, solche Projekte unter sicheren und klar geregelten Bedingungen zu ermöglichen.
Ein wichtiger Treiber ist zudem die Schweizer Forschung: Institutionen wie die ETH Zürich oder die EPFL Lausanne gelten europaweit als Vorreiter. Sie entwickeln neue Technologien, trainieren KI-Systeme fürs autonome Fahren und testen, wie diese im Alltag funktionieren könnten.
Ganz alltäglich sind selbstfahrende Autos auf Schweizer Strassen also noch nicht – aber die Weichen sind gestellt. Der Weg zur autonomen Mobilität ist eingeschlagen.
Rechtliche Hürden
Noch ist es in der Schweiz nicht erlaubt, vollautonom fahrende Fahrzeuge ohne Überwachung im Strassenverkehr einzusetzen. Gründe dafür sind:
- Gesetzgebung: Das Verkehrsrecht setzt aktuell noch einen verantwortlichen Fahrer voraus.
- Versicherungsfragen: Wer haftet bei einem Unfall ohne menschlichen Fahrer?
- Daten- und Cybersicherheit: Autonome Fahrzeuge sammeln enorme Mengen an Daten – die müssen geschützt werden.
Das ASTRA arbeitet an der schrittweisen Integration solcher Fahrzeuge durch Ausnahmeregelungen und spezielle Bewilligungen für Testprojekte.
Wann könnten autonome Autos Alltag in der Schweiz werden?
Experten rechnen damit, dass teilautonome Fahrzeuge (Stufe 3 und 4) in den nächsten 5 bis 10 Jahren langsam Einzug in den Schweizer Verkehr halten könnten – zunächst in abgegrenzten Bereichen wie:
- Werksgeländen
- Autobahnen mit digitalen Infrastrukturen
- Shuttlediensten in Städten oder Ferienregionen
Vollautonome Fahrzeuge (Stufe 5) im offenen Strassenverkehr werden wahrscheinlich erst nach 2035 in der Schweiz Realität – vorausgesetzt, rechtliche, ethische und technische Fragen sind bis dahin geklärt.
Vorteile autonomer Fahrzeuge
- Mehr Sicherheit: KI reagiert schneller als Menschen – und kennt keine Müdigkeit
- Weniger Staus durch optimierte Verkehrsflüsse
- Mobilität für alle – auch für ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen
- Effizienterer Energieverbrauch durch gleichmäßiges Fahren
Herausforderungen bleiben
- Technologie muss 100 % zuverlässig sein – besonders bei Wetter, Baustellen oder unklarer Verkehrssituation
- Akzeptanz in der Bevölkerung ist entscheidend
- Infrastruktur muss angepasst werden – z. B. mit 5G, digitalen Verkehrszeichen und klarer Fahrbahnmarkierung
Fazit: Noch nicht ganz, aber auf dem Weg
Selbstfahrende Autos sind keine Utopie mehr – auch nicht in der Schweiz. Doch der Weg bis zum Alltagseinsatz ist noch lang. Es braucht klare Regeln, robuste Technologie und gesellschaftliches Vertrauen, bevor wir das Steuer ganz abgeben können. Wer heute schon moderne Assistenzsysteme nutzt, fährt allerdings bereits einen kleinen Schritt in Richtung Zukunft.